Rosa und das 300. Kniegelenk - Presse ZVW 23.04.2025

Weniger OP-Risiken und schnellere Genesung: Die Waiblinger Zentralklinik setzt seit einem Jahr auf robotergestützte Knieoperationen.

Presse ZVW 23. April 2025 von DIANA FEUERSTEIN

Die Waiblinger Zentralklinik besitzt seit einem Jahr den „Rosa-Roboter“. Doch mit der Farbe Rosa hat der Roboter nichts gemein. „Rosa“ steht für „Robotic Surgical Assistant“ und ist eine robotergestützte Plattform, die Chirurgen bei der Planung und Durchführung minimalinvasiver orthopädischer Eingriffe unterstützt.

Das bedeutet, „Rosa“ trägt ihren Teil dazu bei, künstliche Kniegelenke am Patienten einzusetzen.
Die Vorteile: Die Operationen verlaufen schneller, der Roboter arbeitet auf den Millimeter genau bei weniger Blutverlust. Und auch die Genesungszeit sei nach einem solchen Eingriff kürzer. Der Patient komme damit schneller wieder auf die Beine, erklärt Dr. Karsten Reichmann, Ärztlicher Leiter der Chirurgie und Station.

Damit war die Waiblinger Zentralklinik im Mai 2023 die erste Klinik in Baden-Württemberg, die diesen Roboter einsetzt, fügt Prokurist Nadir Arif stolz hinzu. Inzwischen wurden bereits mehr als 300 Operationen mit „Rosa“ durchgeführt. „Wären die Ergebnisse nicht so gut gewesen, hätte es sich herumgesprochen“, betont Reichmann. Doch die Nachfrage steige stetig dank sogenannter Mund-zu-Mund-Propaganda.

Neue Technologie für ein besseres Operationsergebnis

Warum sich die Waiblinger Zentralklinik, deren Verwaltungsleiter ZVW-Geschäftsführer Ulrich Villinger ist, für einen solchen Roboter entschieden hat, hänge auch mit der Konkurrenzsituation zusammen.

„Die Idee war, dass man eine neue Technologie hier an der Zentralklinik einführen wollte, um das Operationsergebnis zu verbessern“, so Reichmann.

Im Mai 2023 schuf deshalb die Zentralklinik als landesweit erste Klinik den Roboter „Rosa“ an. Über Vorerfahrungen verfügte man bereits dank Navigationstechnologien, die zuvor schon angewandt worden waren. „Die Umstellung fiel uns nicht schwer“, erinnert sich Dr. Karsten Reichmann. Wer mit „Rosa“ arbeiten möchte, muss geschult werden. Aktuell ist dies neben Dr. Karsten Reichmann auch Dr. Kai Charles Täubel aus Schorndorf.

Innerhalb kurzer Zeit konnte man eine Vielzahl an Operationen durchführen. Zuletzt knackte man die 300er-Marke. „Die Patienten zeigen großes Interesse an dem Roboter“, betont Reichmann.

Deutlich werde dies auch, wenn die Zentralklinik ihre neue Behandlungsmethode auf Messen demonstriere. Der Bedarf an neuen Kniegelenken, im Fachjargon Knieendoprothesen genannt, steige. Die Menschen werden immer älter, was sich auch am Verschleiß in den Gelenken bemerkbar mache. Patienten suchen nach optimalen Gegebenheiten.

„Bei uns hat ‚Rosa‘ für einen ordentlichen Aufschwung gesorgt“, erklärt der Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie. „Die OP-Zahlen sind gestiegen!“

Bislang wird Roboter Rosa nur am Knie angewendet, was damit zusammenhänge, dass er für andere Gelenke erst noch zugelassen werden müsse. Aktuell sei der Hersteller in der Abstimmung mit dem Bundesgesundheitsministerium für die Schlittenprothese, einem sogenannten „halben künstlichen Kniegelenk“. Theoretisch könnte Rosa ohne Probleme auch bei weiteren Gelenken wie beispielsweise einem künstlichen Hüftgelenk unterstützen. Bevor aber eine Operation am Menschen durchgeführt werde, bedarf es eines hohen Maßes an Testungen sowie im Anschluss eines aufwendigen Genehmigungsverfahrens.

Der Hersteller Zimmer-Biomet, ein schweizerisch-amerikanisches Unternehmen, habe das Team auf unterschiedliche Weise überzeugt. „Auf dem Markt gibt es kein vergleichbares Produkt“, betont Dr. Karsten Reichmann.

Zudem werden die Patienten vor und nach der Operation neben der Betreuung durch den behandelnden Arzt mit einer App unterstützt, die auf das mobile Endgerät geladen werden kann. Die App erklärt beispielsweise Übungen vor und nach dem Eingriff, so Prokurist Nadir Arif. Außerdem wird die Schrittzahl gemessen – Daten, auf die Dr. Karsten Reichmann als behandelnder Arzt Zugriff hat. „So kann ich direkt sehen, wie es dem Patienten geht und welche Fortschritte er macht“, so Reichmann. Nimmt die Schrittzahl ab, kann Reichmann den Patienten zur Untersuchung in die Zentralklinik einbestellen und gemeinsam nach der Ursache des Nicht-Laufen-Wollens suchen.

Zahlreiche Kliniken im Umkreis arbeiten mit dem „Da-Vinci-Roboter“, der allerdings in nicht-orthopädischen Bereichen, beispielsweise an Weichteilen, eingesetzt wird – als „verlängerter Arm des Operateurs“. Anders als „Rosa“ wird dieser Roboter vom Chirurgen per Joystick gelenkt. Dr. Karsten Reichmann steuert „Rosa“ per Fußpedal. Der Eingriff werde vorab von ihm mithilfe einer Planungssoftware genau vorbereitet. „Rosa“ errechnet live am Patienten anhand verschiedener Messpunkte ein Modell des Knies, nach dem dann verschiedene Sägeschnitte gemacht werden können. Einige Vorgänge sind dabei bereits gespeichert. Während des Eingriffs überwacht Dr. Reichmann jeden Schritt persönlich – immer mit der Frage im Kopf: „Passt das, was der Roboter gerade macht?“

Nach 300 Operationen vertraue man der Technik ein Stück weit, meint Reichmann und lacht. Das neue Kniegelenk aber wird selbstverständlich weiterhin vom Chirurgen eingesetzt. Doch das Behandlungsergebnis könne sich sehen lassen:
Dr. Karsten Reichmann spricht von einer besseren Passgenauigkeit des Kniegelenks sowie einer besseren Stabilität.

 

Was bietet die Zentralklinik?

Mit 20 Betten ist die Waiblinger Zentralklinik ein zugelassenes Krankenhaus.

Der Schwerpunkt der Klinik liegt auf den Bereichen:

  • Orthopädie/Unfallchirurgie
  • Wirbelsäulenchirurgie
  • Allgemeinchirurgie


In der Klinik arbeiten viele Belegärzte – niedergelassene Fachärzte, die gleichzeitig eine eigene Praxis führen.

Der Vorteil: Ein Belegarzt bietet ein Rundum-Versorgungspaket.

Das bedeutet:
Vom ersten Kontakt mit dem Patienten über die konservative Behandlung bis hin zur operativen Therapie in der Zentralklinik – ein und derselbe Arzt betreut den Patienten umfassend.

Dies schließt die stationäre Betreuung sowie die Nachbehandlung nach der Entlassung (Reha-Maßnahme) ein.
„Das ist der entscheidende Vorteil bei uns“, betont Karsten Reichmann.

Das Leistungsspektrum als zertifiziertes Endoprothetik-Zentrum umfasst sämtliche Gelenkbeschwerden.
Auch Bandscheibenvorfälle, Bandscheibenprothesen, komplizierte Knochenbrüche und Sportverletzungen werden behandelt.
Im Bereich Allgemeine Chirurgie werden zudem Gallenblasen- und Blinddarmoperationen durchgeführt.

Zusammen mit der radiologischen Praxis im Haus kann die Zentralklinik ein umfassendes Versorgungspaket bieten, betont Nadir Arif.

 

 

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